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CALO: Wie das KCD den bargeldlosen Nahverkehr ermöglicht

Veröffentlicht am  | Lesedauer: KCD News

Ein Interview mit Markus Omers

Die Rheinbahn startet mit dem Projekt CALO in die digitale Zukunft und plant, das Bargeld im Bus- und Bahnverkehr abzuschaffen. Stattdessen wird ein modernes bargeldloses Zahlungssystem eingeführt, das für mehr Komfort und Sicherheit sorgt.Das Kompetenzcenter Digitalisierung NRW (KCD) spielt dabei auch eine Rolle: Es kümmert sich um die Standardisierung und Integration der neuen Systeme. Markus Omers, Standardisierer beim KCD, erklärt im Interview, wie das Projekt umgesetzt wird, welche Herausforderungen dabei entstehen und wie das KCD zur erfolgreichen Einführung von CALO beiträgt.


Herr Omers, was genau verbirgt sich hinter dem Projekt CALO, und warum hat sich die Rheinbahn entschieden, vollständig auf Bargeldzahlungen zu verzichten?

CALO ist das Kürzel für cashlos – also bargeldlos. Im Rahmen dieses Projekts wird die Rheinbahn den Verkauf von Tickets per Bargeld in ihren Fahrzeugen bald komplett einstellen. Auch andere Verkehrsunternehmen im VRR haben sich entschieden, diesen Schritt zu gehen, und der VRR hat eine entsprechende Strategie dazu abgestimmt. Der Hauptgrund dafür ist, dass die Risiken und Kosten der Bargeldverarbeitung vermieden und gleichzeitig das Fahrpersonal entlastet werden sollen. Mit CALO wird zusätzlich der Verkauf von Papiertickets in Fahrzeugen abgeschafft. Anstelle von Papiertickets kommt die Open Loop EMV-Technologie zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein kontaktloses Bezahlsystem, das Bankkarten und mobile Bezahldienste ohne zusätzliche Ticketkäufe oder Registrierung direkt als Zahlungsmittel akzeptiert. Diese Technik ist bereits von der Bankenwirtschaft etabliert und weit verbreitet. Das Fahren mit sowie die Entwertung von Papiertickets bleiben weiterhin möglich.


Welche Rolle spielt das KCD bei der Umsetzung von CALO und was sind Ihre konkreten Aufgaben in diesem Projekt?

Das KCD ist für die Standardisierung und Integration der neuen Systeme verantwortlich. Unsere Hauptaufgabe ist es, sicherzustellen, dass das CALO-System und verwandte Systeme mit den bestehenden Vertriebssystemen im VRR und in ganz Nordrhein-Westfalen kompatibel sind. 
Zusätzliche beraten wir die Verkehrsunternehmen, die an CALO teilnehmen, und entwickeln gemeinsam mit ihnen notwendige NRW- und bundesweite Standards. 
 

Die Einführung eines bargeldlosen Zahlungssystems erfordert umfangreiche technische Anpassungen. Steht das KCD bei der Standardisierung und Integration der neuen Systeme vor Herausforderungen? Wenn ja, welche? 

Bargeldloses Bezahlen ist an sich keine neue Herausforderung – auch nicht für den öffentlichen Nahverkehr. Aber CALO bringt natürlich spezifische Anforderungen mit sich, die vor allem die Verkehrsunternehmen betreffen. Sie müssen sich kommerziellen, logistischen, technischen sowie kommunikativen Herausforderungen stellen. Die Rheinbahn und die anderen VRR-Unternehmen sind dabei gut aufgestellt. Für das KCD gibt es vor allem die Aufgaben im Bereich Standardisierung und Integration, wenn andere Verkehrsunternehmen in NRW ähnliche Systeme wie CALO einführen wollen. Aktuell ist das KCD aber gut vorbereitet und sorgt dafür, dass das System auch im gesamten VRR kontrolliert und auf weitere Unternehmen ausgedehnt werden kann.  

Beim letzten Treffen des Fachbeirates Vertrieb und Vertriebstechnik konnten die Teilnehmenden CALO live an den Kontrollterminals in einem Bus auf dem Betriebsgelände der BOGESTRA erleben. Welche Erkenntnisse konnten Sie aus dieser Präsentation gewinnen, und wie fließen diese in Ihre Arbeit beim KCD ein?

Wir vom KCD beobachten CALO schon eine Weile und haben die Rheinbahn eingeladen, im Rahmen der Fachbeiratssitzung CALO vor Ort vorzustellen. Die Präsentation war eine wichtige Gelegenheit, den Kolleg:innen aus den anderen Verkehrsunternehmen, die noch nicht so vertraut mit dem System waren, die Technik näherzubringen. 
Unsere kurzfristige Arbeit besteht jetzt vor allem darin, die Verkehrsunternehmen außerhalb des VRR über die technischen Eigenschaften von CALO und verwandten Systemen zu informieren. Dabei können wir auf die Erfahrungen der Rheinbahn und ihre Vorarbeit zurückgreifen.  Gleichzeitig ist es unsere Aufgabe, diese Erkenntnisse zu nutzen, um auch branchenweite Entwicklungen in den strategischen Gesamtkontext des bargeldlosen Vertriebs einzubetten und eine einheitliche Ausrichtung der Systeme zu fördern.


Wie wird sich CALO langfristig auf die Arbeit und Abläufe beim KCD auswirken? Gibt es bereits Überlegungen zur Weiterentwicklung oder Anpassung der Standards?

Das KCD versteht sich als Organisation, die die vertrieblichen Wünsche der Verkehrsunternehmen und der tarifverantwortlichen Organisationen in technische Lösungen übersetzt. Unsere Aufgabe ist es, Standards zu entwickeln und die Umsetzung zu unterstützen. Bevor wir jedoch neue Standards anregen oder entwickeln, benötigen wir die entsprechenden Aufträge der Branche.

CALO fällt in eine Zeit, in der das Deutschlandticket und die damit verbundenen Fragen zum Vertrieb die Branche vor große Herausforderungen stellen. Ein Beispiel dafür ist die kommende Etablierung eines Standards für Account-Based-Ticketing (ABT). Wir gehen davon aus, dass auch im Zuge des zukünftigen Deutschlandticket-Standards ein Konsens zum Vertrieb über Open Loop EMV erzielt wird. Das KCD ist bereits aktiv in dieser Diskussion und wird die Standardisierung weiterhin unterstützen.


Wie reagiert das KCD auf Sicherheitsbedenken, insbesondere beim Thema Skimming und Datenschutz? Welche Maßnahmen werden hier ergriffen?

Skimming ist eine Form von Datenklau, bei der unbemerkt Informationen von Bankkarten ausgelesen werden. Es ist ein generelles Problem beim Einsatz von Bankkarten und es liegt in der Verantwortung der verkaufenden Unternehmen, geeignete Geräte zur Kartenakzeptanz einzusetzen, um dies zu verhindern. Was den Datenschutz betrifft, so werden die entsprechenden Sicherheitsstandards durch die Bankenwirtschaft sichergestellt, die traditionell hohe Anforderungen an den Schutz personenbezogener Daten stellt. 
Die Verkehrsunternehmen planen, mit CALO und ähnlichen Systemen keine personenbezogenen Daten zu verarbeiten, so dass das Thema Datenschutz auch hier durch die Bankenwirtschaft gelöst ist.